Runterflieger

Gleitschirm Blog

20.06.18 Greifenburg (NCC)

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Nach einer sehr langatmigen und heißen Auffahrt zum Startplatz kam ich gerade noch rechtzeitig zum Briefing. Ausgeschrieben wurde eine 84km Aufgabe, die heute etwas besonders gestaltet war. Fast alle Radien um die Wendepunkte waren ausgesprochen groß, so dass es extrem viele Möglichkeiten gab den Task abzufliegen. Jetzt ist Fliegen UND gleichzeitig denken gar nicht so einfach.. ich war bereits am Boden von der Vielzahl an Möglichkeiten etwas erschlagen..

Viel Zeit blieb eh nicht, kaum hatte ich die Aufgabe in mein Vario eingegeben, ging auch schon das Startfenster auf. Noch schnell Pipi machen, Flugverlängerung anlegen, warme Klamotten überziehen, die Technik vorbereiten und den Schirm startklar machen.. das alles dauert seine Zeit. Ach ja, und natürlich noch schnell einen Müsliriegel reinschieben, in der Luft essen ist auch nicht so mein Ding, meistens brauche ich dann doch beide Hände an den Bremsleinen..

Der Startwind war mal wieder so lala, aber immerhin sind heute die meisten besser rausgekommen als gestern. Direkt nach dem Abheben ging es im Expresstempo erstmal an die Basis. Der kleine Talsprung zum Gaugen um der Startlinie näher zu kommen und dann musste man hauptsächlich nur darauf achten, nicht in die Wolke gezogen zu werden. Einigen Piloten ist das passiert, mir im weiteren Verlauf auch, ätzend, Ohren anlegen und beschleunigen und im Geradeausflug so schnell wie möglich wieder raus aus dem Ding. Ein Pilot hatte die goldene Idee, aus der Wolke hinaus zu spiralen.. keine besonders gute Idee wenn unter einem ein Startzylinder mit 100 kurbelnden Piloten hängt! Zum Glück ist nichts passiert.

Um 13:00 Uhr ging das Rennen los und gemäß dem Motto – der Pulk hat immer Recht – bin ich erst mal hinterher geflogen. Vom Stagor ging es weiter mit Talsprung zum Goldeck, dann über den Weißensee gequert Richtung Reißkofel, wirklich ein imposanter Berg. Die Bedingungen empfand ich heute als deutlich angenehmer als gestern, wirklich ruhig war’s allerdings nicht. Kurz hinter dem Reißkofel die nächste Wende und zurück über den Weißensee wieder Richtung Goldeck. Dort hab ich mich direkt mal fast versenkt, nur mit VIEL Geduld hab ich mich wieder ausgebuddelt und hab rund 1000 Höhenmeter zurück an die Basis gemacht. Kurz habe ich überlegt, ob ich die Talseite wechsel soll, im Nachhinein wäre das wahrscheinlich die bessere Variante gewesen (im Nachhinein wäre es eh besser gewesen heute den ganzen Tag auf der Nordseite des Tals zu bleiben) aber ich hab befürchtet zu tief anzukommen und den Anschluss nicht zu finden, also wieder zum Reißkofel.

Am Grat ging es eigentlich ganz gut, über Gipfel für mich allerdings nicht. Seitlich der Felswand hat mich dann ein 3m Bart hochgerissen, aber so turbulent dass ich da einfach nicht einsteigen konnte, die Vorstellung dort im ausgesetzten felsigen Hochgebirge am Retter runterzugehen war mir einfach zu unheimlich (wieso fallen mir bei solchen Sachen eigentlich immer WorstCaseSzenarien ein???). Weiter nach etwas softerer Thermik wollte ich auf der Südseite auch nicht suchen, denn wenn ich nichts gefunden hätte, hätte ich im Gailtal außenlanden müssen (mehrere Stunden Tramperei über den Plöckenpass inklusive).. das klang auch ausgesprochen unattraktiv. Und ehrlich gesagt, so ein bisschen war inzwischen bei mir der Ofen auch aus.. Akku leer.. fädisch! Also, schnell noch den nächsten Wendepunkt mitgenommen und schwupps stand ich auch schon im Drautal-Talwind der mich in Nullkommanix der Erde wieder näher gebracht hat. Eine wunderschöne, gemähte Außenlandewiese und eine müde Alex..

Alles in allem doch ein ordentlicher Tag.. viele Kilometer, viele taktische Erwägungen, viel, sehr viel gelernt. Platz 3 bei den Mädels war dann so schlecht auch nicht. Hoffentlich hält das Wetter morgen noch für einen finalen Durchgang!

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