Seit 5 Regentagen warten wir alle gemeinsam auf diesen Sonntag an dem endlich wieder ordentliches Flugwetter vorhergesagt ist. Viele Male bin ich auf GoogleEarth verschiedene Versionen des Mölltaldreiecks langgeflogen und so sicher wie ich theoretisch weiß wie ich da rum komme, desto mehr befürchte ich, dass ich nach ein paar Kilometern absaufe und mich in den Hintern beiße – grandiose Voraussetzungen für großes Scheitern!
Endlich mal Sonnenschein als wir uns auf der Terrasse zum Frühstück treffen, um halb 10 holt uns der Bus ab und wir fahren zum oberen Startplatz der Emberger Alm, mit jeder Minute füllt sich der Startplatz weiter, wir beobachten das Wetter und die Steigwerte der schon gestarteten Piloten. Der Westwind ist stärker als erwartet, meine Hoffnungen sinken ein wenig als Ewa ankündigt, dass es heute schwierig wird überhaupt bis zur „Stromleitung“ zu kommen. Um kurz nach 12 glaube ich, dass jetzt Zeit für einen Start werden könnte, ich durchlaufe den letzten XC Pilotinnen-Check und mache mich startklar. Ich komme gut raus und krieg sofort die Krise – irgendein Pilot hat sein Funkgerät auf meiner Frequenz auf „Dauersenden“ – sein Vario piepst mir penetrant ins Ohr, von meinem eigenen Gerät krieg ich überhaupt nichts mit – entsprechend unkoordiniert dümpel ich im ersten Bart vor mich hin. Ewa und Manfred brauchen noch ein paar Minuten weil der Wind am Startplatz jetzt von hinten kommt. Als sie endlich da sind machen wir „Basis“ und fliegen dann ab Richtung Stromleitung.
Was soll ich sagen, es fliegt fast wie von alleine, wir springen von Kante zu Kante, finden jedesmal tolle Bärte die wir ausfliegen bis es um uns herum diesig wird und kommen hoch über der Stromleitung an. Trotzdem nutzen wir den dort stehenden Bart um nochmal Höhe zu tanken bevor wir den Sprung ins Mölltal machen. Inzwischen haben wir auch Stefan eingeholt, der sich mit seinem Tequila 2 noch an der Stromleitung ausgraben muss. Zu diesem Zeitpunkt führe ich unser kleines 4er Team schon an – der Ion3 gibt richtig Gas! Der erste Sprung ist mit Abstand die längste Talquerung die ich je geflogen bin, ich atme erleichtert auf, als ich sofort auf der anderen Seite einen Bart finde der mich stabil nach oben bringt. Auf Grathöhe hat Ewa plötzlich Zweifel ob Weiterfliegen so eine gute Idee ist – es bockt ganz schön, trotzdem fühle ich mich unter dem Ion pudelwohl – während des gesamten Fluges hat er lediglich ein paar Mal mit den Öhrchen gewunken, aber absolut nichts dramatisches. Schließlich entscheidet Ewa dass wir etwas seitlich vom Grat weiterfliegen können, die Wolke über uns saugt und der Rest des Grates ist wunderschönes Spazierenfliegen vor grandioser Kulisse! Jetzt sehe ich den Staudamm, der nächste Talsprung steht an, die anderen hab ich hinter mir gelassen und so fliege ich alleine darauf zu. Vor mir fliegen zwei Ozone Schirme, während der eine direkt auf den Stausee zuhält, fliegt der andere die Kante rechts an – ich orientiere mich auch nach rechts und finde den besten Bart des Tages der mich in NullKommaNichts wieder an die Basis bringt.
Ich fliege weiter und beginne damit den dritten Schenkel des Dreiecks, ich beginne mit zunehmender Tiefe den Talwind zu spüren, an der nächsten Gräte komme ich tiefer an als gehofft und als ich mich durch heftiges Sinken pflüge und sehe wie nur ein paar Meter weiter ein anderer Pilot in der Thermik kurbelt weiß ich, dass das jetzt nicht gemütlich wird. Es schaukelt und bockt und wirft mich im Gurtzeug hin und her. Ich spüre wie mir schummrig wird und will mir diesen wunderbaren Flug nicht vermiesen – ich entscheide mich einfach zu Landen. Im Mölltal hab ich nur noch wenig Vorwärtsfahrt, ich finde eine schöne, laminar angeströmte Wiese direkt neben der Bundesstraße und lande, einige Minuten später kommen zunächst auch Ewa und Manfred und noch etwas später dann Stefan. Was für ein toller Flug, was für ein wunderbarer Tag mit Freunden! Meine erste Strecke über 50km und dazu die Erkenntnis, dass ich an einem besseren Flugtag mit höherer Basis sicher auch das ganze FAI Dreieck zumachen könnte. Der Ion 3 und ich, wir müssen da unbedingt wieder hin!
http://www.dhv-xc.de/xc/modules/leonardo/index.php?name=leonardo&op=show_flight&flightID=549745
Startplatz
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13:03:17
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Landeplatz |
15:40:12
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Obervellach – AT [~5.4]
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DHV-XC Info | |
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Luftlinie
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22.0 km (8.4 km/h)
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Maximale Distanz
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26.6 km (10.2 km/h)
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XC Distanz
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53.5 km (20.5 km/h)
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DHV-XC Punkte
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80.23
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