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01.07.18 Chabre (Chabre Open)

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Ein neuer, heißer Tag beginnt in Montéglin. Auch wenn ich jeden Morgen schon gegen 6 Uhr auf bin, so dauert es doch eine Weile, bis ich mein Equipment vorbereitet, Kaffee gekocht und gefrühstückt, den Abwasch erledigt und mich selbst fertig gemacht habe. Um 9:15 treffen sich heute die 17 Mädels die an dem Wettbewerb teilnehmen, wir diskutieren die Frage, sollten wir weiterhin eine separate Damen-Wertung bei den Chabre Open haben. Wir sind alle dafür und haben glaube ich auch ein paar gute Argumente. Und bei der Gelegenheit verabreden wir uns für Mittwoch zu einem gemeinsamen Ladies-Dinner.. so mag ich das. 🙂

Um 9:30 Uhr ist Briefing, das Wetter wird besprochen und zu unser aller großer Freude, fahren wir heute zum Chabre Startplatz, da muss man nicht ganz soviel laufen. Es dauert eine ganze Weile, alle Wettbewerbspiloten nach oben zu bringen. Ich frage mich, ob die Firmen, die die Kleinbusse vermieten, diese noch an die Chabre Open geben würden wenn sie wüssten, was für Holper-Schotter-Straßen die mit uns hochfahren müssen.

Am Start wird die Aufgabe des Tages verkündet. Fast 80km, erst eine Ridge entlang, diese dann wieder zurück, dann nördlich Richtung Gap und ein langer Endanflug durch ein östlich gelegenes Tal. Oha! Nachdem ich den Startplatz mir so anschaue, ist mir auch klar, dass das für betreutes Fliegen nicht unbedingt was ist. Der Berg ist steil und schotterig, überall scharfe Kanten die nur auf Zahnseideleinchen und Pilotenknie lauern. Mit einer Gruppe unerfahrener Piloten hier zu sein, wäre sicher kein Spaß. Der Wind steht ordentlich an, oder soll ich sage, es kachelt ganz schön. Ich hab gleich mal einen Startabbruch weil es mich ordentlich aushebelt. Kaum ist mein Schirm wieder halbwegs hingelegt, hat der Pilot neben mir einen Startabbruch, sein Schirm fällt auf meinen, reißt wieder hoch und zieht den Alpina mit in den Wind, es reißt mich vornüber und zerrt mich ein paar Meter über die Steine, bevor ich meinen Schirm wieder kontrollieren kann. Das geht ja schonmal super los. Im nächsten Versuch warte ich eine etwas ruhigere Phase ab und komme gut raus. Puh, das hat ganz schön Zeit gekostet.

Ich mache Höhe, die Ridge geht erstmal nicht so gut, man muss deutlich drüber fliegen um wirklich ins Steigen zu kommen. Die meisten Piloten sind schon auf dem Weg zum Startzylinder, ich muss erst noch Höhe machen (zuuuu spät gestartet!!). Mit 2300 flieg ich dann los, die Luft ist ruppig und höchste Konzentration gefragt, so richtig geil geht die Kante leider nicht, der Südwind ist sehr stark, als ich versuche über den Grat auf die Südseite zu wechseln, mache ich halb beschleunigt noch 9km/h. Voll beschleunigt fliegen, wage ich heute nicht, dafür muss ich so schon zuviel an den Steuerleinen arbeiten. Der erste Wendepunkt liegt im Startzylinder, ich nehme diesen und fliegen die Ridge wieder zurück zum Start.

Jetzt reißt mich ein fetter Bart in die Höhe, danke dafür! Mit 2900 geht es ab zum nächsten Talsprung, die nächsten erhofften Thermikquellen sind vom Wind extrem zerrissen und sehr turbulent, ich kämpfe, aber mehr als ein paar Hundert Meter bring ich nie zusammen, dafür ist es einfach sehr ätzend zu fliegen..

Immerhin, der Südwind treibt mich vor sich her. Ich fliege bis zur letzten markanten Bergflanke des heutigen Tasks, dort hängen schon einige Piloten so halb hoch und mühen sich ab. Erst geht’s ganz gut als ich da eintreffe, sogar besser und ruhiger als gedacht. Und dann mache ich den Genickbruch-Fehler des Tages. Vielleicht hundert Meter über mir sehe ich ein paar Piloten mit gutem Steigen, ich fliege dorthin, verpeile aber, dass ich zu tief bin und fliege voll ins Lee, es treibt mich runter und bis ich gegen den starken Wind wieder vorgeflogen bin, sind fast 300 Höhenmeter weg, ich könnte heulen! Was für ein blöder Anfängerfehler..!

Schlimmer noch, meine Moral ist hin, ich bin so tief, dass ich mir beim besten Willen nicht vorstellen kann, wo ich die 1000 Höhenmeter ausbuddeln soll, die ich schätzungsweise noch bis ins Goal brauche. Ich bin müde, frustriert, erschöpft, auf gut deutsch, ich hab die Nase voll. Ich fliege die Ridge entlang und dann Richtung Osten, bis an die nördlich gelegene kleine Rippe komme ich mit der Höhe gar nicht mehr. Ich halte Ausschau nach Landemöglichkeiten..

Und wie das halt so ist.. kaum hat man sich mal entschieden landen zu wollen, das Feld ausgeguckt.. piept das Vario als gäb’s kein Morgen.. erst dümpel ich ewig dort rum, dann denke ich mir, dass ich hier morgen noch hänge, weil ich einfach keine Höhe verliere. Ok, drehen wir mal ein.. nun, richtig Höhe kann man auch nicht machen, zu zerrissen. Aber schön, dass plötzlich der Wind mich Richtung Ziel schiebt, manchmal kann so ein Talwindsystem echt schön sein, also lassen wir uns mal treiben, ist grad eh so schön soft.

Das Landefeld.. nö, zu hoch.. das nächste..? Nö immer noch zu hoch.. das übernächste schaffe ich auch noch.. und so weiter.. haha, welche Ironie! Schließlich, 7km vor Goal dann endlich MEINE Wiese, groß, abgeerntet, nahe an einer Hauptstraße. Nach drei Stunden harter Arbeit so schön wieder am Boden zu stehen! Was haben wir doch einen geilen Sport!

Bin ich froh, dass die Chabre Open ein Rückholer-System haben, SMS reicht und eine halbe Stunde später werde ich eingesammelt. Der Kleinbus ist schon fast voll als ich zusteige, wir alle duften ein wenig „streng“ :).

Fazit des Tages, 111 Piloten gestartet, 45 im Goal, ich bin auf Platz 51 (das nenn ich mal „Middle of the Pack“!) und für mich ein Haufen Lehren und Erkenntnisse. Einzig mein Kopf hat mich heute daran gehindert, Goal zu machen. Zeit wäre zwar eh superschlecht gewesen (siehe Fehler Nr. 1). Aber wenn ich denke wie weit ich mit Rumdümpelfliegen noch gekommen wäre, dann hätte ich mit ein bisschen mehr Durchhaltevermögen heute sicher ins Ziel fliegen können. Aber was soll’s, morgen ist ein neuer Tag!

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