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Gleitschirm Blog

Das Speedsystem – Dein (unbekannter) Freund!

Alle haben ihn, manche nutzen ihn, viele wissen gar nicht so genau, wozu der wirklich gut sein soll, der Beschleuniger oder auch „das Speed-System“. Heute möchte ich Euch ein paar Tipps über die Einstellung und den Gebrauch des Beschleunigers geben und vor allem möchte ich den einen oder anderen Piloten unter Euch dazu ermutigen, den Beschleuniger auch mal zu verwenden, und zwar in Situationen in denen ihn Ihr vielleicht gar nicht unbedingt brauchen würdet, so dass es dann, wenn es wirklich mal kritisch wird und Ihr auf den Beschleuniger angewiesen seid, auch gut klappt!

Bevor Ihr Euren Beschleuniger benutzen könnt, müsst Ihr ihn zunächst einmal richtig einbauen und dann auch noch richtig einstellen. Zum richtigen Einbau gehört bei Sitzgurten auf jeden Fall auch die Installation von Rückholgummis, damit der Beschleuniger auch bei Entlastung der A-Leinen von selbst wieder sicher in seine Ausgangsposition zurückgeholt wird. Der Einbau ist kinderleicht und wer will, kann das hier nochmal nachlesen!

Wenn der Beschleuniger im Gurtzeug eingebaut ist, müsst Ihr ihn natürlich noch auf die richtige, für Eure Schirm-Gurtzeug-Kombination passende Länge einstellen. Am einfachsten ist das, wenn man den Beschleuniger im Gleitschirmsimulator mal grob einstellt und dann während des Fluges den Beschleuniger voll tritt und die Länge dann so einstellt, dass bei voll durchgestreckten Beinen die Rollen des Beschleuingungssystems an den Tragegurten sich berühren. Erst dann habt Ihr die Möglichkeit, mit Eurem Schirm das volle Geschwindigkeitspotential zu erfliegen.

Jetzt müsst Ihr nur noch bei den Startvorbereitungen das Beschleunigungssystem immer verbinden, und schon kann’s losgehen in der schönen Welt der optimalen Geschwindigkeit. Als Faustregel gilt, seid Ihr in steigenden Luftmassen (Thermik), dann wollt Ihr eher langsam unterwegs sein, also leicht angebremst, um die steigende Luft möglichst gut „mitzunehmen“. Hier würde der Einsatz des Speed-Systems ja auch wenig Sinn machen, da Ihr ja in der Thermik kreisen und nicht schnell von A nach B kommen wollt. Anders sieht es hingegen aus, wenn Ihr durch sinkende Luftmassen fliegt. Je langsamer Ihr hier unterwegs seid, umso besser nehmt Ihr eben auch das „Sinken“ mit und entsprechend viel Höhe verliert Ihr. Da kann es durchaus Sinn machen, einfach mal das Beschleunigungssystem zu treten um schnell wieder in die steigenden Luftbereiche zu kommen. Ihr müsst übrigens auch nicht immer gleich Vollgas geben, probiert einfach mal die verschiedenen Beschleunigungsstufen aus und schaut, wie sich Eure Geschwindigkeit und Eure Gleitzahl verändern. Vergesst nicht, beim Beschleunigen auch die Bremse frei zu geben. Um den Schirm besser „spüren“ zu können, greift Ihr am besten an die hinteren Tragegurte und spürt, wie ruhig oder turbulent die Luftmassen sind, die Ihr durchfliegt. Wenn es arg turbulent wird, empfehle ich den Ausstieg aus dem Beschleuniger, so lange, bis es wieder ein bisschen ruhiger wird. So könnt Ihr Euch langsam an Eurer optimales Beschleunigungsverhalten heran tasten.

Es gibt Situationen, da müsst Ihr Euer Beschleunigungssystem benutzen! Wenn Ihr beispielsweise die Ohren anlegt, dann tretet bitte immer den Beschleuniger, zum einen gleicht Ihr damit den verringerten Speed aus, zum anderen korrigiert Ihr mit dem Einsatz des Speed-Systems den durch das Ohren-Anlegen hohen Anstellwinkel. Auch wenn Ihr durch Regen fliegt, oder mit einem alten, ausgelutschten Schirm unterwegs seid, der schon Anzeichen von Sackflug zeigt, dann könnt Ihr allein durch die Verwendung des Beschleunigers wieder einen gesunden Flugzustand herstellen. Und dann gibt es natürlich noch die Situationen, in denen Ihr einfach noch das bisschen mehr an Geschwindigkeit braucht, um überhaupt noch vorwärts zu kommen. Gerade in solchen Fällen ist es gut, wenn man den Einsatz des Beschleunigers schon geübt hat, denn wenn Euch der starke Wind so entgegen bläst, dass Ihr (fast) keine Vorwärtsfahrt mehr habt, dann seid Ihr mit Sicherheit auch so schon gestresst genug. Dann ist es sehr hilfreich, wenn Ihr den Umgang mit dem Beschleuniger geübt habt und Euch damit auch wohl fühlt.

Der Beschleuniger kann im Übrigen noch viel mehr, die Profis unter den Piloten steuern damit sogar das Nickverhalten Ihres Schirms, auch Kurven kann man wunderbar mit einer einseitigen Betätigung des Beschleunigers fliegen. Bis es soweit ist, bedarf es jedoch einiges an Training, dann aber ist es viel effizienter, als die Steuerung allein über die Bremsen.

Also, nur Mut beim Verwenden des Beschleunigers, das Ding kann Euch fliegerisch wirklich weiterhelfen, besser und weiter zu fliegen. Da wäre es doch zu schade, wenn man so ein wunderbares Werkzeug immer nur spazieren fliegt!