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Gleitschirm Blog

30.06.18 Buc (Chabre Open)

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In dieser Woche nehme ich in Südfrankreich an einem Serienklasse-Wettbewerb, den Ozone Chabre Open in Laragne teil. Als ich vor 8 Jahren in meiner A-Schein-Ausbildung war, habe ich ein Video über diesen Wettbewerb gesehen, das mich nachhaltig beeindruckt hat. Irgendwann (in ferner Zukunft) wollte ich auch einmal dort mitfliegen!

So einfach ist das gar nicht, denn der Wettbewerb ist mehr als beliebt. Wer sicher gehen möchte, dass er zum Zuge kommt, muss irgendwann im Februar konzentriert den Countdown beobachten, an dessen Ende das Registrierungsformular öffnet. Dann schnell tippen, abschicken und hoffen! Dieses Jahr hat es geklappt, juchhuu!

Nach einer weiten Anfahrt bin ich vorgestern nachmittag in Laragne angekommen, das Wetter scheint „Bombe“ zu sein, jedenfalls ist es heiß, heiß, heiß. Der Campingplatz ist fast komplett in Fliegerhand, die Infrastruktur super, mein Zelt direkt neben dem Landeplatz, ausreichend Strom, W-Lan und kaltes Bier. Kann man machen!

Gestern ging es dann los mit dem ersten (Trainings-) Task. Wir werden mit Bussen geshuttled, heute leider aufgrund der vorliegenden Westlage nicht zum Startplatz, sondern nur an den Fuße dessen. Per Pedes (Gleitschirmsport!) geht es bei sengender Sonne erstmal 450 Höhenmeter den Berg hinauf, genug Zeit, ein paar nette Bekanntschaften zu machen.

Unsere Ausrüstung wird zum Glück hochgefahren, nur die letzten Hunder Höhenmeter müssen wir das Zeug tragen. Meine Zwei-Liter-Trinkblase hat bis dorthin schon beträchtlich an Gewicht verloren, nun gut. Oben können wir erst einmal die grandiose Aussicht genießen, was für ein traumhaft schönes Fluggebiet, ich krieg mich gar nicht mehr richtig ein!

Nach dem Briefing machen wir uns so langsam startklar, wir fliegen ein Elapsed Time Race, das wundert mich ein wenig, denn die Bedingungen schauen so schlecht nicht aus, aber egal. Ich starte ziemlich mit den meisten anderen, da ich hier noch nie geflogen bin, möchte ich nicht unbedingt alleine auf Thermiksuche gehen. Gleich nach dem Start erst einmal ein „Oha“.. ganz schön bockig ist es hier. In Bodennähe kein wirklicher Spaß. Konzentriert versuche ich Höhe zu machen, aber es geht (zumindest bei mir) mehr als zäh. Die ersten 70 Meter sind schnell wieder verballert und ich finde mich plötzlich deutlich unter Start wieder, während ich die ersten anderen Schirme schon unter den Wolken kleben sehe. Das geht ja schonmal gut los. Über Funk höre ich die ersten Piloten die abgesoffen sind und auf Rückholung warten. Ich nehme das Messer zwischen die Zähne und kämpfe. Langsam, aber dafür umso turbulenter, geht es nach oben. 70m neben mir, hat ein Delta 3 einen 70% Klapper – ugh – immerhin schön zu sehen, dass der Schirm sofort wieder aufgeht und unbeirrt die Richtung hält. Gut gemacht Pilot!

Als ich mich endlich endlich unter die Basis gekämpft habe, bin ich allein auf weiter Flur, irgendwie sehe ich gar niemanden mehr. Zum ersten Mal in meinem Leben fliege ich in eine Kontrollzone ein – R71A Salon 135.15 (RESTRICT) – die aber zum Glück am Wochenende nicht aktiv ist! Aber gut zu wissen dass XC Track mir ausreichend vorher eine deutliche Warnung zukommen lässt. Technik, die funktioniert!

Nach der ersten langen Talquerung, muss ich an der nächsten Ridge wieder kämpfen, jetzt sehe ich zum Glück auch wieder andere Schirme, zum Teil deutlich unter mir (ist das jetzt ein Zeichen schlechten Charakters dass mich das freut?). Erst geht es langsam, laaangsam nach oben, dann wird es aber immer besser, bis die Thermik oben hinaus stark, breit und weich wird, so liebe ich das! Bis an die Basis auf 2900 und der Sprung an die nächste Ridge. Unter mir sehe ich Schirme kämpfen, sie drehen, scheinen aber nicht wirklich Höhe zu machen. Mein „Glide-to-Goal“ zeigt 1:7. Normalerweise sollte das locker passen, aber auf dem Heimweg werde ich Gegenwind haben. Egal, wer nicht wagt, der nicht gewinnt. Beschleunigt gegen den Wind geht es Richtung End-of-Speed-Section.. wo ist denn nur dieser blöde Campingplatz..? Mit Sorge betrachte ich meine abnehmende Höhe, wenn das klappt, dann aber nur ganz knapp. Mist, Mist, Mist.. ah! Da sehe ich zwei Schirme vor mir drehen und Höhe gewinnen, schnell dahin! 300 Höhenmeter aufgetankt und der Rest ist Triumphfliegen. Jetzt endlich finde ich am Boden auch den Campingplatz, ich kann nicht anders, als ich über „Goal“ fliege schreie ich meinen Jubel hinaus! So geil!

Ich kann gar nicht sagen, was für ein toller, grandioser Tag das für mich war, nach der Landung ein kaltes Bier, ein Burger auf dem Grill, eine Dusche und ein mehr als zufrieden stellender 29. Platz (von 120). So darf’s weiter gehen!

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