Die vergangene Nacht war die bislang kälteste des Winters mit -27°C an der Zugspitze. Als sich ein Hauch von Sonnenschein einstellt, pingt mich Dirk an und fragt, ob ich mit ihm und Thomas zum Neuner komme. Ich weiß nicht recht.. am Neunerstartplatz sind es kuschelige -20°C.. andererseits bin ich schon 11 (!) Tage nicht mehr geflogen.. also zugesagt und mal so ziemlich alles angezogen, was der Kleiderschrank so hergab.
In Tannheim empfängt uns ein eisiger, recht böiger Nordostwind, Dirk hat Bedenken, aber Thomas und ich sind noch guter Dinge, also fahren wir hoch. Oben angekommen ist der Wind deutlich schwächer, nahezu bei Null.. allerdings können wir vom Oststart aus die Windanzeiger im Tal nicht sehen. Thomas ist als erster fertig und kommt gut raus, ich brauche ein bisschen länger bis ich alle Klamottenlagen sortiert und mich als Michelinmännchen eingehängt habe. Der Start ist einfach, der Alpina steigt wie immer unangestrengt und willig, schnell bin ich in der Luft.
Mann ist das a****kalt!!! Meine Nasenspitze protestiert lauthals und gibt erst wieder Ruhe, nachdem ich meine Fäustlinge ausgezogen und meine Sturmmaske neu justiert habe. Es steigt ganz zuverlässig, aber was will ich hier? Es ist einfach nur unangenehm kalt.. meine Ambitionen auf einen längeren Flug gehen gegen Null, also raus Richtung Landefeld.
Schnell ist klar, der Nordostwind hat in der letzten halben Stunde sogar noch zugelegt. Ich achtere leeseitig des Landefelds und fliege hochkonzentriert, denn der Alpina über mir arbeitet ganz schön in den Böen. Etwa 10m über Grund versetzt mich eine weitere heftige Böe sogar deutlich rückwärts, als sie vorbei ist muss ich kurz auf die Bremse um den Schirm am Schießen zu hindern und schon geht es senkrecht abwärts.. wirklich sanft werde ich nicht abgesetzt und ich habe grad erst Bodenkontakt, da reißt mich die nächste Böe schon rückwärts in den Schnee. Ich habe einigermaßen Mühe den Alpina zu einer Tulpe zusammenzuraffen. Währenddessen kommt Thomas mit seinem neuen Chili4 und muss ebenfalls ganz schön an den Steuerseilen arbeiten. Als er schon dachte er ist unten, reißt es ihn erneut einige Meter nach oben. Beim Landen ist heute Geduld gefragt.
Schließlich kommt Dirk zum Landeplatz geflogen. Ihn beutelt es ebenfalls hin und her, einmal kommt sogar ein Öhrchen rein. Trotzdem bringt er seinen Base Lite sicher nach unten und wir sind alle froh, festen Boden unter unseren Füßen zu haben. So sportlich bin ich schon lange nicht mehr eingelandet.
Gemeinsam packen wir schnell ein, ein weiterer Pilot fragt nach den Flugbedingungen, wir raten unisono ab.
Das war mal wieder ein Flug der Marke, kann man machen, muss man aber nicht unbedingt. Die Bedingungen waren heut sicherlich grenzwertig. Auch wenn wir alle heil unten angekommen sind, so ist der Grat auf dem man sich an einem solchen Tag bewegt durchaus schmal. Aber eine Erfahrung war’s allemal!