Heute waren wir als zweite Gruppe der Ostallgäuer Drachen- und Gleitschirmflieger in der Flugschule Hochries um uns mal amtlich durchschleudern zu lassen!
Als frischgebackener A-Schein-Neuling war ich durch einen schweren Unfall eines Fliegerkollegens spiral-traumatisiert, soll heißen, ich hatte schlimme Angst bei schnellen Rotationen die Kontrolle oder gar das Bewusstsein zu verlieren und dadurch – ich glaub so muss ich das formulieren – gar das Leben zu verlieren. Es hat einige Jahre gedauert, bis ich mich endlich dazu durchringen konnte, im Rahmen eines Sicherheitstrainings das Spiralen zu erlernen. Die Erkenntnis aus diesen ersten Übungen war im Wesentlichen: „Das ist alles??!“, also sehr viel Angst vor einem tatsächlich gut kontrollierbaren Manöver.
Trotzdem ist natürlich ein großes Maß an Respekt vor G-Kräften geblieben, für gewöhnlich fliege ich Spiralen in meinem absoluten „Wohlfühlbereich“ – ich nenne das immer „Mädchen-Spiralen“, ohne jedoch genau zu wissen, mit wieviel G ich dabei unterwegs bin.
Um der Sache mit der Gravitation jetzt doch mal RICHTIG auf den Grund zu gehen, hab ich die Gelegenheit genutzt mit meinem Verein an einem G-Force Training der Flugschule Hochries teilzunehmen. Der G-Force-Trainer ist ein Fliehkraftsimulator, also eine Art Zentrifuge in der man in einem Gurtzeug sitzend einen vorher festgelegten G-Kraft-Bereich erfliegen kann. In dieser „geschützten“ Umgebung muss man sich eben nicht um freie Lufträume, Entfernung zum Boden, Bewegungen der Luft, Kontrolle der Schräglage usw. kümmern, sondern kann einfach mal in sich rein spüren, welche Auswirkungen 2, 3, 4, 5 oder mehr G auf den eigenen Körper haben. Tatsächlich ist es leider so, dass Menschen hier durchaus unterschiedlich reagieren, man weiß es halt erst so richtig, wenn die Lichter denn mal ausgehen.
Nach einer ausführlichen Einweisung ging es dann auch gleich mal an die ersten 2 und 2,5 G. Ich glaub die erste Runde in dieser „Höllenmaschine“ ist für alle erst einmal sehr spannend! Bei 2,5 G fingen meine Füße auch gleich mal an zu kribbeln, ein bisschen mehr Körperspannung und es wurde gleich wieder besser.
3 und 3,5 G fühlten sich dann so etwa an wie die Belastung bei meinen Wohlfühlspiralen, also alles grüner Bereich. 4 und 4,5 G war dann auch noch ein problemloser Bereich für die allermeisten Teilnehmer.
Nach der Mittagspause ging es dann mit 5 und 5,5 G schon ordentlich „zur Sache“. Mein linkes Auge hat schon gleich mal protestiert und seine Sehfähigkeit eingebüsst, mit ein wenig konsequenter „Pressatmung“ gingen aber auch da die Lichter wieder an. Die Erkenntnis, dass mein Körper 5,5 G noch relativ entspannt tolerieren kann, war dann schon einmal sehr beruhigend!
Die meisten anderen Teilnehmer haben sich dann auch noch auf 6, 6,5 und 7 G beschleunigen lassen, ich war da aber raus, mein Lernziel, die mit meinem Schirm maximal erreichbare G-Kraft zu erfliegen, war ja schon gehakt. Respekt aber an die Jungs und Mädels, die trotz zum Teil recht blasser Gesichtsfarbe (so schaut das halt aus wenn das Blut aus dem Kopf rausgedrückt wird) sich die 7 G noch angetan haben!!
Das Wichtigste wie immer zum Schluss, nämlich der Retterwurf bei 4 G. Im Vorfeld hatte ich mir da durchaus so meine Gedanken gemacht. Ein durchschnittlicher Arm wiegt bei 1 G ca 5kg. Macht nach Adam Riese bei 4 G gleich mal 20kg. Die Vorstellung, an meinem Arm noch 15kg Extragewicht hängen zu haben während ich nach dem Rettergriff greife, ist durchaus spannend. Umso schöner zu erfahren, dass bei 4 G noch allerhand Übungen mit den Armen möglich sind und letztendlich für alle sich die Rettung problemlos auslösen liess.
Ein langer, lehrreicher Tag mit vielen Umdrehungen! Danke an Steffen für’s Chauffieren und nochmal an die Flugschule Hochries. Ihr habt da nicht nur eine tolle Zentrifuge, sondern ihr macht das auch mit viel Sachverstand und Sorgfalt. Ich habe mich immer gut aufgehoben gefühlt!